Eine Anmerkung zu Beginn: Wie viel ein gutes Design tatsächlich kosten darf, lässt sich leider nicht pauschal beantworten. Dafür gibt es bei vielen Projekten einfach zu viele verschiedene Parameter, die entscheidend für die Preisgestaltung sind.
Dieser Artikel soll ein Gefühl für realistische Designhonorare von Profis schaffen und Hilfestellung bieten, wie Du den guten vom weniger guten Dienstleister und entsprechend auch die Qualität der Angebote unterscheiden kannst.
Breite Preisspannen bei Grafikern sorgen für Unsicherheit
Die unglaublich breite Preisspanne sorgt für Unsicherheit – auf beiden Seiten. Viele Designer sind sich heutzutage unsicher, welchen Stundenlohn sie aufrufen können. Zum einen liegt das daran, dass zu diesem Thema oft eine über-Geld-spricht-man-nicht-Mentalität herrscht, andererseits sind wir Kreativen in dieser Angelegenheit aber oft auch konfliktscheu. Nimmt man noch den Preisdruck und die Tatsache, dass Gestaltung oft erst im finalen Produkt wie einer Visitenkarte, einer Image-Broschüre oder einer Website richtig greifbar wird, hinzu, dann ist eine Diskussion über das Thema Preis/Leistung schnell entfacht.
Die Berufsbezeichnung: nicht geschützt, sehr unterschiedlich, oft verwirrend
Für weitere Verunsicherung sorgt die Tatsache, dass der Beruf des Designers nicht geschützt ist und es wenig Standards für die Ausbildung und Qualifikation gibt. Es kann sich also grundsätzlich jeder Designer nennen, der einen Stift in der Hand halten kann.
Für Auftraggeber wird es in Anbetracht der fehlenden Standards, der Vielzahl von Berufsbezeichnungen, Spezialisierungen und Qualifikationen und nicht zuletzt der so unterschiedlichen Stundensätze schwierig, den richtigen Dienstleister zu finden und dabei auch noch ein gutes Gefühl zu haben. Gerade für meist groß angelegte Corporate Design-Entwicklungen oder einen Corporate Relaunch ist das aber unerlässlich.
Diplom-Designer oder Designer ohne Diplom?
Einen ersten Anhaltspunkt für den richtigen Dienstleister kann der Blick auf die genaue Berufsbezeichnung bieten: Ein Diplom-Grad darf nur geführt werden, wenn dieser Grad durch ein erfolgreich absolviertes Hochschulstudium verliehen wurde. Die Ausbildung ist hier größtenteils sehr fundiert.
Aber auch bei Designern ohne Dipl. lohnt sich der Blick: Viele – unter anderem ich selbst – haben auf diversen Privatakademien Kommunikationsdesign studiert. Bei mir war das beispielsweise die IFOG-Akademie. Diese Abschlüsse sind in der Regel nicht staatlich anerkannt, weshalb man sozusagen „nur“ Kommunikationsdesigner ist. Erfahrungsgemäß aber viel näher an der Praxis, sodass man die Theorie auch schnell umsetzen kann.
Honorarrichtlinien für Grafikdesign
Nun aber zurück zum Geld. Viele Grafikdesigner berufen sich bei der Kalkulation auf die Honorarrichtlinie der AGD. Sie ist eine Orientierungshilfe für die richtige Vergütung Ihres Designauftrags. Du findest den Vergütungstarifvertrag für Designleistungen (VTV Design) hier. Der Tarifvertrag bemisst den Basisstundensatz aktuell ab 105 Euro.
Ich spreche bewusst von einer Orientierungshilfe, denn persönliche Parameter wie Schnelligkeit, Qualifikationen, Spezialisierungsgrad, das Maß an Kreativität, aber auch der Wohnsitz und damit verbundene Lebenshaltungskosten, beeinflussen den Stundensatz eines Grafikdesigners maßgeblich.
Abrechnungsmodelle im Grafikbereich
Wie in vielen anderen Branchen existieren auch im Design-Bereich verschiedene Abrechnungsmodelle. Eine exakte Abrechnung nach Stunden lohnt sich bei kleineren Projekten wie einem Flyer, einer kleinen Broschüre oder bei regelmäßig anfallenden Arbeiten wie Bildbearbeitung für beispielsweise Social Media Posts.
Bei aufwendigeren Vorhaben wie der Konzeption und dem Entwerfen ganzer Unternehmensauftritte werden oft Pauschalen angeboten. Klarer Vorteil ist natürlich, dass Du als Auftraggeber bereits in der Angebotsphase die genauen Kosten kennst.
Achte hier auf etwaige Anmerkungen im Angebot über das Verfahren bei Mehraufwand: Sollten mehr Korrekturschleifen benötigt werden als angeboten, schlägt sich das natürlich auch in einem höheren Zeitaufwand für den Dienstleister nieder. Ein guter Grafikdesigner wird Dich hier rechtzeitig warnen und mit Dir gemeinsam das weitere Vorgehen besprechen. Den Umgang mit solch einer Situation solltest Du aber auf jeden Fall vorab ansprechen, damit es keine Überraschungen gibt.
Ich selbst bin inzwischen dazu übergegangen, eine Festpreis-Garantie zu geben. Das Angebot, das ich beispielsweise für ein Corporate Design abgebe, ist fix. Auch wenn ich länger benötige als ursprünglich kalkuliert.
Wie das geht? Erfahrungsgemäß ist das zum Großteil eine Sache der Kommunikation. Wenn Du ganz genau weißt, was ich benötige, um Dein Projekt erfolgreich zu machen, müssen viele Korrekturschleifen oft gar nicht gedreht werden.
Auch der Umfang muss klar abgesteckt werden. Ein zusätzliches Mittel, das vorher nicht eingeplant war, muss natürlich neu einkalkuliert werden.
Und zu guter Letzt arbeite ich gerade in der Corporate Design Entwicklung mit einem 5-stufigen Prozess, der sich in jedem Schritt auf die wesentlichen Entscheidungspunkte fokussiert. Auch dadurch werden Korrekturschleifen weiter reduziert.
Denkbar wäre auch eine Buchung mit einem festen Satz für einen bestimmten Zeitraum. Designer arbeiten hier oft auch mit einem Tages- oder Wochenhonorar. Dieses Abrechnungsmodell wird oft von Agenturen genutzt, die sich Freelancer als zeitlich begrenzte Unterstützung mit ins Boot holen. Aber auch von Unternehmen, die einfach regelmäßige grafische Arbeiten zu erledigen haben und diese in professionelle Hände geben wollen. Je höher das gebuchte Stundenkontingent, desto niedriger ist am Ende oft der Stundensatz.
Nutzungsrechte für Dein Design?
Neben den aufgerufenen Stunden für ein Projekt – also der reinen Entwurfsarbeit – kommen meist noch Nutzungsrechte hinzu.
Die Einräumung von Nutzungsrechten hat für Dich als Auftraggeber den Vorteil, dass ganz klar geregelt ist, wie und vor allem von wem das Design genutzt werden kann – exklusiv von Dir oder einfach und somit ggf. auch von anderen.
Flexibilität durch Nutzungsrechte
Wenn Dein Budget erst einmal keine internationale Nutzung zulässt, beschränkst Du die Nutzung erst einmal regional oder national. Wächst Dein Unternehmen, kann auch der Nutzungsumfang erweitert werden.
Wie Nutzungsrechte von Deinem Dienstleister gehandhabt werden, wird meist im Angebot oder den AGB dargelegt. Findest Du hierzu nichts, spreche Deinen Dienstleister vor Auftragserteilung unbedingt auf das Thema Nutzungsrechte an, um hier Ärger und Missverständnissen vorzubeugen.
Ich habe inzwischen für meine Kunden beschlossen, dass Nutzungsrechte immer inbegriffen sind. Und zwar vollumfänglich.
Mancher Kollege mag mich dafür scharf kritisieren. Nach vielen Diskussionen mit Kunden und anderen Designern, macht für mich die zusätzliche Abrechnung von Nutzungsrechten bei Mitteln, die ich explizit für einen Kunden gestalte, aber einfach keinen Sinn. Ich persönlich finde, das ist wie ein Haus zu kaufen und dann Miete dafür zu zahlen, damit man darin wohnen kann.
Kalkulationsfaktoren für Nutzungsrechte
Die Höhe der Nutzungsrechte basiert immer auf dem Entwurfshonorar – also der Vergütung der reinen Entwurfsarbeit, meist nach Zeitaufwand oder einer Pauschale abgerechnet. Dieses Honorar wird mit einem bestimmten Faktor multipliziert, der sich nach dem Umfang der zu übertragenen Rechte bemisst.
Nutzungsart | |
---|---|
einfach | 0,2 |
ausschließlich | 1,0 |
Nutzungsgebiet | |
---|---|
regional | 0,1 |
national | 0,3 |
europaweit | 1,0 |
weltweit | 2,00 |
Nutzungsdauer | |
---|---|
1 Jahr | 0,1 |
5 Jahre | 0,3 |
10 Jahre | 0,5 |
unbegrenzt | 1,5 |
Nutzungsumfang | |
---|---|
gering | 0,1 |
mittel | 0,3 |
groß | 0,7 |
umfangreich | 1,0 |
Rechenbeispiel für Nutzungsrechte nach den Vorgaben der Allianz deutscher Designer (AGD) e.V.
einfache Rechteeinräumung: 0,2
+ Faktor Nutzungsgebiet: 0,1
+ Faktor Nutzungsdauer: 0,3
+ Faktor Nutzungsintensität: 1,0
= Gesamtnutzungsfaktor: 1,6
Gesamtnutzungsfaktor x Honorar für Entwurfsarbeiten = Vergütung für Nutzungsrechte
Und was kostet nun gutes Design?
Die Vergütung von Designleistungen ist ein breit diskutiertes Feld, das viel Interpretationsspielraum lässt und sich in einem kleinen Artikel nicht vollumfänglich und in aller Tiefe aufbereiten lässt.
Worauf Du Dich aber nie einlassen sollten, ist: Gut, schnell und günstig. In den wenigsten Fällen ist die Leistung, die Du dafür erhältst, brauchbar. Im schlimmsten Fall zahlst Du darauf, weil Du Dein Designprojekt noch mal professionell bei einem anderen Dienstleister machen lässt.
Die beste Möglichkeit herauszufinden, ob ein Angebot „es wert“ ist, ist sich den Dienstleister genau anzusehen:
- Wie sehen bisherige Referenzen aus?
- Hast Du eine Emfpehlung bekommen?
- Gibt es zufriedene Kundenstimmen?
- Spiegelt sich der Wert, den das Projekt für Dein Unternehmen bringt, im Angebot wider?
- Ist das Angebot transparent oder bleiben Fragen offen?
- Wie reagiert der Auftragnehmer auf kritische Nachfragen von Dir?
Ein guter Designer begegnet Dir immer auf Augenhöhe und wird Dir Deine Fragen gerne beantworten. Zögere also nie, Deinen Spezialisten bei Unklarheiten oder besonderen Wünschen anzusprechen.
Fragen oder Anregungen? Immer gerne!
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